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Geschrieben von minae (†) am 27.07.2009 um 10:44:

  [Deutschland] Lindman - Bettlergeld

Und wieder haben wir ein neues Buch realisiert, dank der Mithilfe vieler Sammler - auch hier aus dem Forum! - und einer gehörigen Portion Glück. Vielen Dank an alle. Es ist der allererste Katalog überhaupt, der deutsche Bettlergeldscheine erfasst. Immerhin haben wir rund 700 Ausgaben katalogisiert und wenn das vermutlich auch nur die Spitze des Eisberges ist, es ist ein Anfang!
Der Katalog hat 146 Seiten , einfarbig, im Format A 4 mit ca. 200 Abbildungen. Verkaufspreis 18 Euro. Bei Interesse bitte eine PN an mich.
Kai



Geschrieben von cat$man$ am 27.07.2009 um 16:09:

  RE: Katalog Bettlergeld

was bitte ist bettlergeld?



Geschrieben von minae (†) am 27.07.2009 um 16:57:

 

Das sind Unterstützungsscheine für Nichtsesshafte und sonstige Bedürftige, die von Gemeinden und sozialen Einrichtungen, aber auch von Privatleuten verteilt wurden und mit denen die Empfänger in bestimmten Geschäften des Ortes Lebensmittel und sonstige Waren des täglichen Bedarfs (keinen Alkohol, keinen Tabak) erwerben oder in einer Unterkunft schlafen konnten. Bettlergeld wurde etwa ab 1830 ausgegeben und an wenigen Orten hat man das noch vor 10 Jahren verteilt.
Kai



Geschrieben von cat$man$ am 27.07.2009 um 18:50:

 

ach ja,
das gibts auch in us dollars, oder?



Geschrieben von Lord Vader am 27.07.2009 um 20:05:

 

Ist das eine deutsche Eigenheit oder gab/gibt es das in Österreich auch ?



Geschrieben von chris48 am 27.07.2009 um 20:09:

 

@cat$man$: Ja, gab's bis vor kurzem in den USA mit dem selben Zweck. Ein Exemplar hab ich in meiner Sammlung. Interessant die Anlehnung an die Rückseite der 2$ Note!

chris48



Geschrieben von thurai am 27.07.2009 um 21:06:

 

Zitat:
Original von Lord Vader
Ist das eine deutsche Eigenheit oder gab/gibt es das in Österreich auch ?




...ja, z. B. von Altenmarkt (St.) "Armenfonds-Scheine" in verschiedenen Farben, alle zu 2 Heller.



Geschrieben von Schimmi am 27.07.2009 um 21:09:

 

Zitat:
Original von thurai
Zitat:
Original von Lord Vader
Ist das eine deutsche Eigenheit oder gab/gibt es das in Österreich auch ?

...ja, z. B. von Altenmarkt (St.) "Armenfonds-Scheine" in verschiedenen Farben, alle zu 2 Heller.


Hier gibt es ein paar Abbildungen dazu:

http://www.geldschein.at/galeriebettlergeld.html augenzwinkernd



Geschrieben von Lord Vader am 27.07.2009 um 21:28:

 

Ah, danke, hab ich noch garnicht gesehen augenzwinkernd



Geschrieben von RuRi am 28.07.2009 um 16:36:

 

Zitat:
Original von Lord Vader
Ah, danke, hab ich noch garnicht gesehen augenzwinkernd


In Österreich war das in den 30er Jahren ein bißchen anders. Da strömten Nichtansessige zu den Fabrikstoren, um zu betteln und verdienten dabei mehr als so mancher Arbeiter dieser Unternehmungen.
Um diese Bettelei einzudämmen, erinnerte man sich früherer gesetzlicher Bestimmungen und führte in den Gemeinden Wohlfahrts- oder Almosenscheine ein, die dann von der Bevölkerung erworben und den Bettlern anstelle von Bargeld ausgehändigt wurden. Mit diesen Zetteln mußten sich diese Leute dann bei einer Behörde registrieren lassen und konnten erst dann solche Scheine in Waren (ohne Alkohol) umsetzen. Schlagarit ging die "Bettelei" zurück und nur der Name "Bettlergeld" blieb bis in die heutige Zeit erhalten. Viele dieser Scheine wurden nach dem Gebrauch vernichtet und Aktenmaterial wurde skartiert, sodaß die Erforschung dieses Gebietes sehr mühsam ist.
Obwohl nie Umlaufgeld, sind solche Scheine eine willkommene Bereicherung für das Verständnis der Zeitgeschichte und natürlich für Sammler.

Für die Unterstützung armer Leute gab es sin den meisten Fällen auf Lebensmittel oder auch auf Geld lautende Scheine (Ried, Salzburg, Steyr z.B.), die über behördliche Ausweise für Minder- und Mindestbemittelte von Hilfsvereinen offiziell vertrieben wurden.

Ich trage seit Jahren alles Wissenwerte und Belege speziell über das oben erwähnte "Bettlergeld" in den Grenzen des heutigen Österreich zusammen und möchte das auch mal veröffentlichen. Vielleicht hat der eine oder andere im Forum solch Material oder Infos und kann mir das zur Verfügung stellen. Derzeit kenne ich und kann das auch belegen mehr als 100 Ausgabestellen in Österreich aus den 30er Jahren.

Anmerken möchte ich noch, daß es ab 1936 in Böhmen und Mähren eine ähnliche Entwicklung gab und die größte mir bekannte Sammlung mehr als 1000 verschiedene Scheine umfaßt.

Grüße



Geschrieben von ohrgasmus am 28.07.2009 um 20:39:

 

Hallo Herr Richter,

über 100 Ausgabestellen finde ich extrem beachtlich. fröhlich
In diesem Gebiet wird ja nur selten etwas angeboten. Mir sind auch sonst keine so großen Sammlungen bekannt. Aus meiner Sicht ein sehr interessantes Sammlergebiet. Haben Sie Hintergrundinfos wieviele Ausgabestellen es in etwa gegeben hat? Leider kann ich selbst nichts dazu beitragen, weil ich nur ein paar Einzelstücke habe. Katalog wäre eine tolle Sache. Gibt es schon konkrete Planungen bzw. einen fixen Veröffentlichungstermin?



Geschrieben von RuRi am 29.07.2009 um 10:44:

 

Hallo,

wie ich schon ausgeführt habe, dienten diese Scheine ja nur für einen einmaligen Gebrauch, sodaß es sich nur um Erinnerungsstücke oder Restbestände handeln kann, die für uns übrig geblieben sind.

Rein theoretisch konnte nach den gesetzlichen Vorgaben, die meist schon aus dem vorigen Jahrhundert stammen, jede Gemeinde zu einer derartigen Maßnahme greifen. Die älteren Scheine waren ja echte Unterstützungsscheine. Diverse Museumsanfragen gipfeln in der Aussage, daß es sich um nicht erhaltungswürdiges Material gehandelt hat teuflisch lachend

Für eine Publikation über die österr. Ausgaben hätte ich natürlich noch gerne weitere Informationen. Deshalb auch hier meine Anfrage. Ich denke, daß das dann doch 2010 zu verwirklichen ist.

Grüße



Geschrieben von thurai am 10.08.2009 um 16:21:

 

Hallo Kai,

ich habe deinen Katalog dankend erhalten, ist ja unglaublich, wie viele Ausgabestellen Du da recherchiert hast, ich hätte nicht geglaubt, daß es ssooo... viele gibt.

Ich habe noch einen "Schein" gefunden, vielleicht passt er auch noch dazu...???

Der Maurer Kurt Rühlke war wohl im gesamten Deutschen Reich unterwegs, ist er doch gleich mehrfach auf Schlafkarten verewigt...???



Geschrieben von elmi3 am 11.08.2009 um 19:44:

 

Hallo,

wenn ich mich richtig erinnere, habe ich mal gelesen, dass auch die saarländischen Städte Saarlouis und Völklingen Bettlergeld ausgegeben haben.
Kann mal jemand nachsehen, ob diese Ausgabestellen im Katalog aufgeführt sind. Danke!



Geschrieben von RuRi am 12.08.2009 um 13:44:

 

Hallo Kai,

vorerst gleich hier die allerherzlichsten Glückwünsche zum runden Geburtstag und zur gelungenen Publikation über das "Deutsche Bettlergeld". Katalog kam am Montag.

In meinem Bestand fanden sich noch 5 Scheine, die ich erst jetzt gefunden habeund daher leider im Katalog fehlen. Anbei im Anhang.

Im Unterschied zu den österreichischen Scheinen fällt auf, daß es in Deutschland mehr Ausgaben ohne Nominalwert gegeben hat. So mußte der Besitzer seine Bedüftigkeit bei der Behörde prüfen lassen und bekam dafür erst dann eine nach Richtlinien geregelte Unterstützung. Bei uns wurde es durch die Angabe eines Nominals ein wenig großzügiger gehandhabt, verfehlte aber in den 30er Jahren wie schon geschrieben seine Wirkung auch nicht.

Möchte nochmals alle Forumsmitglieder ersuchen, mich bei der Suche nach solchen Belegen aus Österreich nach Möglichkeit zu unterstützen, danke.

Grüße



Geschrieben von minae (†) am 13.08.2009 um 09:06:

 

Vielen Dank für die Ergänzungen! Nur so ist es möglich, Kataloge zu pflegen. Ich hoffe, dass noch einige Informationen zum österreichischen Bettlergeld eingehen, damit auch dieser Katalog möglichst komplett wird.
Die Unterschiede beim deutschen und österreichischen Bettlergeld liegen wohl daran, dass deutsche Behörden gründlicher gegen diese "Subjekte" vorgegangen sind.
Rainer: Dein Schein ist hübsch, aber leider nur ein Lebensmittel-Bezugsschein aus der Zeit des 1. Weltkrieges. Tortzdem vielen Dank!
Kai



Geschrieben von minae (†) am 18.08.2009 um 08:21:

 

Beim Kramen gefunden, vielleicht schon bekannt, aber sicher ein interessantes Stück für alle Österreich-Sammler.
Viele Grüße an RuRi und alle anderen Nachbarn im Alpenländle.
Kai



Geschrieben von thurai am 18.08.2009 um 09:20:

 

Zitat:
Original von minae
Beim Kramen gefunden, vielleicht schon bekannt, aber sicher ein interessantes Stück für alle Österreich-Sammler.




...ist das schon wieder der Maurer Rülke (Rühlke), wo übernachtete der denn überall...???



Geschrieben von minae (†) am 19.08.2009 um 08:34:

 

Hallo Rainer,
ja, das ist er und ich bin sehr dankbar, dass der gute Mann offensichtlich die Unterstützungsscheine zwar überall mitgenommen, aberr viele nicht eingelöst hat, sonst wäre mein Katalog eine ganze Ecke dünner. Die meisten Wanderer haben doch die Scheine wirklich gebraucht und deswegen gibt es heute nur noch so wenige. Also, ein Hoch auf den Maurergesellen Rülke und seine Wander- und Sammelleidenschaft, die ihn durch halb Europa getrieben hat!
Kai



Geschrieben von Huehnerbla am 26.08.2009 um 12:19:

 

Hallo Kai,

mir ist da ein klitzekleiner Fehler aufgefallen.
W001 Wain, Oberamt Laupenheim
muss eigentlich heißen
W001 Wain, Oberamt Laupheim.

Wain ist ein 1500-Einwohner-Kaff und von mir knapp 30 km entfernt.
Das Oberamt hieß zwischen 1842 und 1934 durchgehend Laupheim.



Geschrieben von minae (†) am 28.08.2009 um 09:54:

 

Danke, Jürgen!
Gerade solche Fehler schleichen sich immer wieder ein und sind nur schwer zu finden. Deshalb ist die Mitarbeit aller Sammler so wichtig, damit die Kataloge immer besser werden.
Ich würde mich sehr freuen, wenn alle Deinem Beispiel folgten.
Vielen Dank und viele Grüße
Kai



Geschrieben von Huehnerbla am 29.08.2009 um 08:27:

  Hohenzollernsche Lande

... dann kann ich ja weitermachen. augenzwinkernd

H022 Hechingen (Wür/B-W)
S050 Sigmarinngen (Wür/B-W)
ist leider auch nicht ganz korrekt.
Die beiden Ort gehörten zwischen 1928 und 1947 nicht zu Württemberg sondern waren Teil der Hohenzollernschen Lande.



Geschrieben von freiberger am 03.11.2017 um 15:30:

  Herberge zur Heimat

Zur Herberge zur Heimat habe ich eine nette Postkarte.
Vielleicht kann auch jemand die Rückseite lesen ?????



Geschrieben von freiberger am 28.11.2018 um 20:53:

 

Ist der hier bekannt ?

https://www.ebay.de/itm/Ak1969-Hamburg-Herberge-zur-Heimat-5-Pf-oD/302968522398?hash=item468a54c69e:g:I-QAAOSwyRdb9uN7:rk:1:pf:0

Bild für die Nachwelt



Geschrieben von minae (†) am 29.11.2018 um 10:51:

 

Hi,
das ist eine ganz normale Verkehrsausgabe. Steht bei Keller, Tieste und im Hamburg-Katalog.
Kai



Geschrieben von QQQAA am 14.12.2019 um 12:14:

  Bettlergeld?

Ich stell mal hier rein?
Gestern kam dies:
Ich vermute eine Art Bettlergeld.
Wer weiß da was genaueres?
Rohstoffprogramm Verein für Innere Mission
Auch aus dem Wert werde ich nicht schlau
Gutschein Nr.89 über 1.?? getrag.



Geschrieben von str42 am 14.12.2019 um 18:24:

  RE: Bettlergeld?

Ist ja ein Gutschein einer Mission...

Könnte *getrag.* für getragenen = gebrauchten z.B. Mantel stehen?



Geschrieben von QQQAA am 14.12.2019 um 19:05:

  RE: Bettlergeld?

Das guter Ansatz..1 getragenen...
Könnte passen
Merci



Geschrieben von WELTBANKNOTEN am 22.01.2021 um 21:10:

  RE: Bettlergeld?

Hallo QQQAA,

ich bin eben über dein Posting gestolpert, da ich selber zum Thema *Bettlergeld* etwas gesucht habe…

Das Gutschein-Formular ist definitiv für ein gebrauchtes Kleidungsstück gedacht!

In meiner Kindheit gab es in unserer Pfarrei eine Kleiderkammer, welche von älteren Damen ehrenamtlich betrieben wurde (ich meine, die waren vom Kath. Frauenbund) und dort konnten sich Minderbemittelte für sich selbst und ihre Kinder gebrauchte Kleidung holen, welche dort zuvor von anderen Personen als Kleiderspende abgegeben und aufbereitet wurde. Für die Kleidungsstücke gab es symbolische Preise (z.B. 1 Mark für ein Hemd) und diese Einnahmen wurden dann für die Missionsprojekte der Pfarrei verwendet. Bettler, die Garnichts hatten und am Pfarrhaus klingelten, bekamen vom Pfarrer Gutscheine für z.B. eine Hose, ein Paar Schuhe, oder eine Jacke etc. und brauchten dann bei Abgabe des Gutscheins in der Kleiderkammer nicht den symbolischen Preis für das entsprechende Kleidungsstück bezahlen, sondern bekamen es kostenlos.

*Rohstoffprogramm* anstatt einer Nennung eines Kleidungsstücks in Verbindung mit dem Gültigkeitsstempel (schaut mir nach der kalten Jahreszeit aus!) und der Jahreszahl (das Jahr der Währungsreform) lässt mich vermuten, dass anscheinend gegen diesen Gutschein anstatt Kleidung eventuell Brennholz, Kohle, oder ähnliches zum Heizen kostenfrei abgegeben wurde. Eventuell würde hier eine Recherche im Nürnberger Stadtarchiv nach eventuellen Rohstoff-Sammlungen/Spendenaktionen in der Zeit um 1948 weiter helfen.

Viele Grüße
WELTBANKNOTEN



Geschrieben von QQQAA am 22.01.2021 um 21:20:

  RE: Bettlergeld?

Merci


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