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----- [Vorarlberger Landeskasse] Zwei Motive auf dem Fünfziger? (http://www.banknotesworld.com/thread.php?threadid=5150)


Geschrieben von *ryhk* (†) am 16.11.2007 um 16:09:

  [Vorarlberger Landeskasse] Zwei Motive auf dem Fünfziger?

¡Hola!

Der captainpeter ist derzeit in Deutschland unterwegs, kann nicht so posten, wie er will; also stell' ich mal diese Anfrage:

Gewonnen hat er diese Auktion:
5 Notgeld Scheine Vorarlberg Österreich 1919-21 Bregenz
Diese Scheine sind leider auf dem Postweg innerhalb Vorarlbergs verlorengegangen, so dass die Sache mit Eurer Hilfe geklärt werden sollte: Was ist das für ein Schein, rechts unten in der Ecke, der braune Fünfziger?
Der SCWPM kennt die Notgeldscheine der Vorarlberger Landeskasse, er listet sie als PS-145 - PS-148 auf.
Oben links, das ist PS-145 vom 01.10.1919. Daneben ist PS-146 vom 01.10.1919 zu sehen und rechts oben ist PS-147 vom 01.10.1919.
Und nun die beiden Fünfziger mit den Turmmotiven. Bekannt ist der linke, das ist die violette Variante vom 01.05.1921, PS-148b mit dem Katzenturm in Feldkirch.
Ist der braune nun die a-Variante, selbes Datum, aber anderes Motiv?
Und welcher Turm sollte es sein? Es ist doch eindeutig ein anderer Turm!
Wir haben schon versucht, mit der Googleschen Bildersuche diesen Turm zu finden: vergeblich.
Glaubt man dem SCWPM, so sollte ja auf der braunen wie der violetten Variante je der Katzenturm zu sehen sein.
Doch auch ein österreichischer Notgeldkatalog bringt kein Licht ins Dunkel. Im Kreunz ist nur lapidar zu finden:
1118 Vorarlberger Landeskasse
II
a) 50 h Vs. Udr. braun-gelb
b) 50 h wie a) jedoch kopfstehend
c) 50 h Vs. Udr. violett
d) 50 h wie c) jedoch kopfstehend
Hier werden die Motive noch nicht mal erwähnt; die im SCWPM erwähnten Varianten auf Karton finden auch keine Berücksichtigung.
Was ist der braune Fünfziger also für ein Schein?
Und bei der Gelegenheit noch eine Frage:
Warum gibt es fast kein Notgeld aus Vorarlberg? Im Kreunz findet man neben den Ausgaben der Landeskasse nur noch eine einzige Ausgabestelle, die "Stations-Kassa" in Feldkirch, "20 h dreizeiliger Typendruck auf div. Bahnformularen" (Kreunz 195), mit einer Wertangabe von 80 (also schon recht selten).
Hat das Landesgeld damals ausgereicht; hängt es mit Abtrennversuchen in Richtung Schweiz zusammen; brauchten die Vorarlberger kein (Not)geld oder woran hat es gelegen?


Adíos
Ronny



Geschrieben von thurai am 16.11.2007 um 17:59:

 

Servus Ronny,

Zitat:
Wir haben schon versucht, mit der Googleschen Bildersuche diesen Turm zu finden: vergeblich.


...damit Du jetzt ruhig schlafen kannst, sag ich Dir, um welchen Turm es sich handelt, denn nachdem ich alle meine alten und uralten österreichischen Kataloge durchgeseh´n hab, konnte ich die Beschreibung in einem Katalog von F. Trelde, Wien, "Das echt gelaufene Österreichische Notgeld 1914 - 1921", vom September 1921, finden.

Es handelt sich im den "Martinsturm von Bregenz", siehe im Anhang....

Warum es aber in Voralberg so wenig Notgeldscheine ausgegeben hat, kann ich Dir aber auch nicht sagen, vielleicht einer unserer österreichischen Sammlerkollegen...???



Geschrieben von hama1947 am 16.11.2007 um 18:56:

 

Hallo Rainer,

Vorarlberg ist in Österreich etwas ganz eigenes. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie, liebäugelte Vbg mit dem Anschluß an die Schweiz. Es gab, soweit ich mich an den Geschichtsunterricht erinnere, sogar eine Volsabstimmung im "Ländle" darüber, wobei sich 2/3 der Stimmberechtigten für Verhandlungen mit der Schweiz,wegen eines Beitrittes aussprachen. Dadurch erlangte der damalige Beschluß zur Ausgabe von Notgeld der Bundesregierung dort keine Gültigkeit. Ob und wann es dann dafür ein eigenes Landesgesetz gab, weiß ich allerdings nicht.



Geschrieben von RuRi am 16.11.2007 um 19:05:

  RE: Vorarlberger Landeskasse - zwei Motive auf dem Fünfziger?

Hallo Schatzsucher,

es gibt auch noch meine Kataloge! Im Österreich-Spezial (also im "alten Richter") sind die Notgeldscheine des Landes Vorarlberg auf den Seiten 162/63 gelistet, beschrieben und abgebildet.

Über die Hintergründe ist kurz zu sagen, daß die Scheine der Länder die ersten von Wien genehmigten Notgeldscheine waren. Und da gab es vorher lange Debatten, bis das Staatsamt der Finanzen diesen Ausgaben zustimmte. Landesgeld hatten 1920 noch Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Wien. Auch schon 1918/1919 Kärnten (nicht ausgegeben), O.Ö., Salzburg (1921 verboten, nicht ausgegeben), Vorarlberg (nurnEntwürfe) und Wien. Siehe das alles auch in meinem Katalog "NG Österreich Deutschösterreich und Nachfolgestaaten ab 1918".

In Vorarlberg wurde Münzgeld in die nahe Schweiz geschmugelt. Man kam mit den Landesscheinen aus.

Grüße



Geschrieben von Ex-Forumsmitglieder am 16.11.2007 um 19:25:

 

Im Scholz Katalog der unter Beibehaltung der Nummerierung von Jaksch erstellt ist, aber mit Scann und Preis, ist folgendes angegeben:
a) Vs. Udr braun-gelb (bezieht sich auf die Seite mit den 2 Wertangaben)
b) Vs. Udr violett
c) Vs. Udr violett , Kopf stehend ( ist von Jaksch Katalog so übernommen, sollte Rs. (mit Turm) Kopf stehend bezeichnet sein ).
Die Scheine sind mit 50 cent, der mit Rs. Kopf stehend mit 2 Euro bewertet.
Grüße aus Wien



Geschrieben von thurai am 16.11.2007 um 19:46:

 

Hallo Martin u. rotfelix,



Zitat:
Original von rotfelix1948
Im Scholz Katalog der unter Beibehaltung der Nummerierung von Jaksch erstellt ist, aber mit Scann und Preis, ist folgendes angegeben:
a) Vs. Udr braun-gelb (bezieht sich auf die Seite mit den 2 Wertangaben)
b) Vs. Udr violett
c) Vs. Udr violett , Kopf stehend ( ist von Jaksch Katalog so übernommen, sollte Rs. (mit Turm) Kopf stehend bezeichnet sein ).
Die Scheine sind mit 50 cent, der mit Rs. Kopf stehend mit 2 Euro bewertet.



...danke für Eure Ausführungen, da hat sich der "Scholz" die Sache aber sehr einfach gemacht, er hat die Preise vom "Pick/Jaksch" einfach 1:1 in Cent und Euro übernommen....!!!!????



Geschrieben von *ryhk* (†) am 16.11.2007 um 19:48:

  RE: Vorarlberger Landeskasse - zwei Motive auf dem Fünfziger?

¡Hola!

Zitat:
Original von RuRi
es gibt auch noch meine Kataloge!


Das glaube ich sehr gerne. Aber erstmal haben und dann auch: erstmal brauchen. Für vier Scheinchen ein Katalog? fröhlich Bei einem armen, alten Mann? Der ein so schlechtes Auto hat, dass er nur mit ÖAMTC-Hilfe die Pässe zwischen Süd- und Nordtirol überqueren kann?

Zitat:

Im Österreich-Spezial (also im "alten Richter") sind die Notgeldscheine des Landes Vorarlberg auf den Seiten 162/63 gelistet, beschrieben und abgebildet.


Wie sieht es denn nun mit dem braunen Fünfziger aus - ist das der "reguläre", den der SCWPM schön mit "braun" beschreibt, aber vergisst, dass er ein anderes Motiv hat? Oder ist dieser Schein das Hejaz Österreichs, eine sooo seltene Ausgabe, dass sie fast 90 Jahre unentdeckt blieb? fröhlich


Adíos
Ronny



Geschrieben von alpine-helmut am 16.11.2007 um 22:28:

 

Zitat:
Original von hama1947
Vorarlberg ist in Österreich etwas ganz eigenes.

... um unsere österreichischen Freunde zu zitieren:

Was Gott durch einen Berg getrennt hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen

Führt zwar in der Diskussion nicht weiter, aber der Spruch ist zu schade, um einfach auf das Zitat zu verzichten ...



Geschrieben von Lord Vader am 16.11.2007 um 22:32:

 

Zitat:
Was Gott durch einen Berg getrennt hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen


Stimmt genau, sollte eigentlich ja Hinterarlberg heißen teuflisch lachend



Geschrieben von hama1947 am 17.11.2007 um 08:39:

 

Hallo Helmut,

eigentlich sagt man in Österreich
Zitat:
Was Gott durch einen Berg getrennt hat, das soll der Mensch nicht zusammenfügen

nicht durch ein Loch( Arlbergtunnel) zusammenfügen teuflisch lachend



Geschrieben von alex11 am 17.11.2007 um 10:41:

 

Jetzt möchte ich auch noch meinen Senf zu diesem Thema abgeben:

egal wieviele Kataloge man da noch dazuzieht, mit den 5 Scheinen wurden genau die fünf normalen Vorarlberger Ausgaben erworben (sofern sie denn angekommen wären).

Da es sich um Massenware in noch dazu nicht einwandfreier Qualität handelt (im vorliegenden Fall), zu einem übrigens ziemlich überteuerten Preis.

Vermutlich in der Hoffnung dass da möglicherweise eine Rarität (mit dem braunen 50er) erworben wurde.

Wenn captainpeter (oder wer auch immer) sich für den gezielten Erwerb (einzelner Orte, einiger Orte,...) österreichischen Notgeldes interessiert, dann kann ich ihm anbieten, über meinem Händler-Kollegen einwandfreie Qualität zu einem vernünftigen Preis zu beschaffen.

Was Normalserien betrifft ist der Verkaufsbestand sehr umfangreich (d. h. mit ganz wenigen Ausnahmen mindestens eine vollständige, reine Serie pro Ort, nach Jaksch-Scholz) und meist in Top-Qualität.

Das weiß ich ziemlich genau weil ich für die Aufbereitung des betreffenden Notgeld-Bestandes verantwortlich war / bin. teuflisch lachend

Alexander



Geschrieben von captainpeter am 17.11.2007 um 13:00:

 

gestern hab ich mich bei Hilmer in einem Spezialkatalog auch schlau gemacht.
Der braune 50-er ist in er Tat mit dem Martinsturm.
Hatte er aber nicht.

Aber die Verkäuferin in Bregenz hat noch, und da hol ich den auch ab.
freudig

Die Vorarlberger wollen in der Tat zur Schweiz. Antrag war gestellt, aber der Bundesrat in Bern hat abgelehnt, weil sie diplomatische Probleme fürchteten mit Österreich.

wenn ich in Österreich bin, bin ich ja immer in Vorarlberg.
Das sind natürlich keine bajuwarischen Altöstereicher, sondern Alemannen.
Gehören würde es besser zu Ba-Wü oder ein Kanton der SChweiz (noch besser), und am allerbesten:

Unabhängiger Staat gross grinsend

Ich würde dort gerne den Zentralbankchef machen, mit den tollsten Motiven. Nicht immer Burgtheaer und Schönbrunn, sondern ordentlich Bregenzerwälderhaus, Piz Buin (fast so hoch wie der Mt. Everest auf Nepal neu), ... da gäbe es die tollsten Motive.

Ausbau zum Welt-Finanzzentrum, ALLES könnte man aus Vorarlberg machen, aber im gegenwärtigen Status als ultraperiphere Randregion des Wien-Staates ist da nichts zu wollen natürlich. unglücklich


Grüße aus dem schönen Wasserburg am Inn, wo ich weile, um mein gutes Bayrisch zu pflegen.

hier logiere ich:

http://www.wirth-z-moosham.de/

italy



Geschrieben von hama1947 am 17.11.2007 um 13:51:

 

Wie recht doch der Captain hat teuflisch lachend


Vorarlberger G'schicht
Selbständiger Staat
Ein neuer Staat
Die Bemühungen Kaiser Karls um eine Umformung der Monarchie in einen Bundesstaat lösten sich in nichts auf. Stattdessen wurde die Repubilk Deutsch-Österreich ausgerufen. Die Vorarlberger Landesversammlung rief am 3. November 1918 die Selbständigkeit Vorarlbergs aus. Mit der Einrichtung einer eigenen Landesregierung war Vorarlberg jetzt auch verwaltungsmäßig vollständig von Tirol getrennt. Am 12. November erklärte das Land den Beitritt zur neuen österreichischen Republik. Am 30. November erklärte die "Landesrat" genannte Landesregierung, das Land Vorarlberg habe die Staatsgewalt in Vorarlberg übernommen. Der 3. Dezember 1918 gab dem Land sein heutiges Wappen. Mit der Herausgabe am 26. März 1919 erhielt Vorarlberg seine neue Landesverfassung.

Österreichisch? Schweizerisch? Deutsch?
Mit dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns stellte sich auch die Frage nach der Zugehörigkeit Vorarlbergs. Das Land hatte von Anfang an betont, seine Zugehörigkeit zu Deutsch-Österreich sei provisorischer Natur. Wie in anderen Teilen Österreichs glaubten auch hier die wenigsten an dessen Lebensfähigkeit. Anders als jenseits des Arlbergs tendierte man hier aber nicht zum Deutschen Reich, sondern zur Schweiz: Eine private Unterschriftensammlung ergab eine 70-prozentige Zustimmung zu einem solchen Schritt.

Liebäugeln mit der Schweiz
Auch Landesregierung und Landtag beschäftigten sich mit der Frage, wollten sich aber alle Optionen offen lassen und nach allen Seiten verhandlungsbereit sein. Sowohl eine Zugehörigkeit zu Österreich als auch zur Schweiz oder zu Deutschland (gegebenenfalls etwa als Teil einer neuen Region Württemberg-Schwaben oder Bayerns) standen zur Diskussion. Schließlich wurde am 11.5.1919 eine Volksabstimmung durchgeführt, in der sich knapp 81 Prozent dafür aussprachen, mit der Schweiz in Verhandlungen über die Beitrittsbedingungen zu treten. Nach Vorliegen des Verhandlungsergebnisses sollte eine weitere Volksabstimmung darüber entscheiden, ob Vorarlberg tatsächlich Teil der Eidgenosschenschaft werden wolle. Doch dazu kam es nicht mehr. Der Vertrag von Saint-Germain und die österreichische Bundesverfassung 1920 fixierten das Staatsgebiet. Vorarlberg legte zwar nach wie vor Wert auf die Feststellung seiner provisorischen Zugehörigkeit zu Österreich, verfolgte aber bald eine Politik der Autonomie innerhalb Österreichs.

Selbständiger Staat und Bundesland
Nachdem sich Österreich eine Bundesverfassung gegeben hatte und nun klar war, wie der neue Staat aufgebaut war, arbeitete Vorarlberg in Abstimmung mit der Bundesverfassung eine neue Landesverfassung für sich aus. Sein Selbstverständnis drückte sich im ersten Artikel deutlich aus: "Art. 1. (1) Vorarlberg ist ein selbständiges Bundesland der demokratischen Republik Österreich. (2) Als selbständiger Staat übt Vorarlberg alle Hoheitsrechte aus, die nicht ausdrücklich dem Bunde übertragen sind oder übertragen werden." In der Debatte wurde unter anderem das Wort "Staat" kritisiert; es sei für ein so kleines Land wohl überdimensioniert. Dem entgegneten die Befürworter, es komme nicht auf die Größe an. Außerdem bestehe ein Bundesstaat staatsrechtlich aus selbständigen (Teil-)Staaten.


Die Mehrheit schloss sich dem an, sodass sich Vorarlberg - bis heute - als selbständiger Staat bezeichnet. motzend kopfkratzend motzend kopfkratzend

Am 27. März 1923 wurde die Verfassung vom Landtag beschlossen Am 30. Juli 1923 wurde sie nach diversen Einwänden der Bundesregierung erneut vom Landtag beschlossen, am 6. August 1923 bestätigte die Bundesregierung den Beschluss telegrafisch, und am 18. August 1923 konnte die erste Verfassung des Bundeslandes Vorarlberg herausgegeben werden.

Zu Hause in Österreich und Europa
Seither ist Vorarlberg ein fester und selbstbewusster Bestandteil Österreichs geworden und hat mit ihm alle Höhen und Tiefen des 20. Jahrhunderts erlebt. In dessen zweiter Hälfte konnte sich Vorarlberg frei entfalten und erlebte einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Zur selbständigen Wahrnehmung seiner Interessen zählt auch sein internationales Engagement, etwa in der ArgeAlp oder in der Bodensee-Region.


aus google :
Volksabstimmung Vorarlberg


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