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Geschrieben von firmian am 05.03.2015 um 23:16:

  Rein deutschsprachige Scheine

Warum gibt's eigentlich auch 1000-Kronen-Scheine, angeblich von 1902, die auf beiden Seiten deutsch bedruckt sind, obwohl doch zumindest bis Kriegsende alle Scheine auch für Ungarn gültig waren? [Ich hab' nämlich einen...]

Sind das Nachdrucke von nach 1918 mit den alten Druckstöcken?



Geschrieben von Huehnerbla am 05.03.2015 um 23:39:

  RE: Rein deutschsprachige Scheine

Hallo,

theoretisch müsste da ein Aufdruck DEUTSCHÖSTERREICH drauf sein.
Die Scheine sind von anno 1920.



Geschrieben von aospades54 am 05.03.2015 um 23:43:

  RE: Rein deutschsprachige Scheine

Hallo firmian,

dürfen wir mit dir einen weiteren Österreichsammler im Forum begrüßen ? gross grinsend



Geschrieben von firmian am 06.03.2015 um 00:11:

 

Ja, "Deutschösterreich"-Stempel ist drauf.

Da hat man wahrscheinlich 1920 das Papier mal einfach beidseitig in durch die alten Druckstöcke von 1902 gezogen.

"Sammler" wäre für meine Person und die Menge der Banknoten, die ich besitze, sicher stark übertrieben. Aber ich bin "Interessent"

Wie ich überhaupt dazugekommen bin (eh erst vor wenigen Tagen):

Ich bin Steuerberater, und dachte mir, so wie manche Friseure historische Scheren und Rasiermesser an die Wand hängen oder in Heurigenlokalen alte Weinpressen zu Dekorationszwecken stehen, wären für meinen Beruf doch historische Geldscheine als Kanzleischmuck passend. Da bin ich mal auf Ebay gegangen, um einen solchen zu erstehen... und das Thema hat mich sofort gefesselt, beginnend mit der Frage, warum so viele 1000-Kronen-Scheine von "1902" zu geringsten Preisen zirkulieren, obwohl im Jahr 1902 1000 Kronen der ungefähr Jahreslohn eines Arbeiters war. (Nach Goldparität umgerechnet wären's heute rund 10.000 Euro). Ich finde das echt spannend, daß man zu Republikzeiten offenbar noch munter Kronen mit Habsburger-Adler nachgedruckt hat.

Inzwischen habe ich auch schon alte Reichsgesetzblätter im Internet gewälzt und auch dem Wikipedia-Artikel "Österreichische Krone" etwas hinzugefügt.

Da mischt sich mein Interesse an Geschichte im allgemeinen und Österreich-Ungarn im besonderen mit meinem weitern Interessengebiet und Studienfach Volkswirtschaftslehre.



Geschrieben von aospades54 am 06.03.2015 um 00:44:

 

Na das ist doch schon was. Wir waren am Anfang alle nur "interessiert", einige mehr einige weniger. Toll das wir, Österreichsammler, mehr werden händeklatschend .

Habe mal im KK nachgeschaut. Der Stempel dürfte nur auf einer Seite sein, oder ?

Als im November die Österreich-Ungarische Monarchie zerfiel, waren noch Millionen Banknoten in Jugoslawien, Tschechoslowakei und anderen Nachfolgestaaten im Umlauf.
Ein sofortiger Umtausch war nicht möglich und es musste ein Geldaustausch über die Grenzen verhindert werden.
Die Staaten fingen an ihre Noten zu überstempeln. Österreich musste gleichziehen und zog alle Noten ein, Stempelte diese ab und lies sie wieder in den Umlauf.
Durch die Inflation waren große Mengen Geld noch im Umlauf und es musste verhindert werden das diese wertlos wurden. Als dann noch Fälschungen vom 1.000 und 10.000 Kronen Schein auftauchten, musste man diese Noten mit dem Aufdruck "Echt" abstempeln.
Danach kamen neue 100, 1.000 und 10.000 Kronen Scheine mit gleicher Vorder und Rückseite. Später wurde die ungestempelte Seite durch Ornamenten und Frauenköpfen (Spezialgebiet alter Österreichischer Scheine :005lächelnd ersetzt, wodurch es wieder eine "echte Rückseite" gab.



Geschrieben von firmian am 06.03.2015 um 00:55:

 

Ja, das mit den Stempeln wußte ich. Das leuchtet mir auch ein, daß man 1918 andere Sorgen hatte als neue Scheine zu designen. Aber daß man die gleich noch nachgedruckt hat - und noch mit der frechen Lüge, man könne die Scheine in Metallgeld umtauschen (jedenfalls ganz sicher nicht zum gesetzlichen Münzfuß der Krone - das wären rund 300 Gramm Feingold gewesen; 1920 hat man vielleicht noch 300 Gramm Wurst dafür bekommen.

Interessantes Detail, daß man offenbar noch 1920 "Deutschösterreich" gestempelt hat, obwohl diese Bezeichnung ja 1919 im Vertrag von Saint Germain, den Österreich ja [wenn auch nicht ganz freiwillig] unterschrieben hat, verboten wurde.

Hatten halt noch keine anderen Stempel ;-)

Und richtig, ist nur auf einer Seite drauf.



Geschrieben von cat$man$ am 06.03.2015 um 00:56:

 

Und dann gibts doch noch "Note echt - Stempel falsch?"



Geschrieben von aospades54 am 06.03.2015 um 01:10:

 

Als die Siegermächte den Namen "Deutschösterreich" verboten kamen Noten mit dem Stempel "Ausgegeben nach dem 4.Oktober 1920" in den Umlauf.

Zum Stempel "Note echt - Stempel falsch"

Es wurde eine große Menge an Kronen Banknoten aus spelulative Gründen zurückgehalten. Ab Frühjahr 1920 tauchten dann vermehrt Fälschungen des "Deutschösterreich" Stempels auf. Die Nachfolgestaaten hatten bereits ihre Noten markiert. Die Grenzen waren für die ungestempelten Noten verriegelt und man hatte daher nicht mehr viele Verwendungsmöglichkeiten für die. Es kamen wieder Fälschungen, vor allem vom 1.000 und 10.000 Kronen Schein in Umlauf. Grund hierfür war der dunkle Hintergrund, der das Erkennen der Fälschung erschwerte. Die "Kommision zur Prüfung beandtandeter Banknoten" war diejenige Stelle in Österreich die dafür zuständig war, die Fälschungen zu erkenne. Es war sehr wichtig die gefälschten Stempel heraus zu picken, da Noten mit gefälschtem Stempel nicht automatisch wertlos waren.
Diese Noten waren ungestempelten Noten gleichgestellt.
Gestempelt wurden die Noten auf zwei Arten.
1. Zweizeiliger Aufdruck "Note echt Stempel falsch"
2. Zweizeiliger Aufdruck "Note echt Stempel falsch" + zusätzlicher zweizeiliger Aufdruck
"Von der Kommision zur Prüfung beanstandeter Banknoten"



Geschrieben von firmian am 06.03.2015 um 09:42:

 

Zitat:
Original von aospades54
Als die Siegermächte den Namen "Deutschösterreich" verboten kamen Noten mit dem Stempel "Ausgegeben nach dem 4.Oktober 1920" in den Umlauf.


Ja, das habe ich auch schon gelesen.

Aber der Vertrag von Saint Germain wurde am 10. September 1919 unterzeichnet, und offenbar wurde noch 1920 munter "Deutschösterreich" gestempelt.

Vielleicht deshalb, weil der Vertrag erst im Juli 1920 in Kraft trat (RGBl 303/1920). Aber mit der Staatsumbennung war man schneller. Am 21. Oktober 1919 (Beschlußtag) wurde der Name "Republik Österreich" mit Wirkung ab 23. Oktober 1919 promulgiert.



Geschrieben von xxxepf am 06.03.2015 um 17:23:

 

Zitat:
Ich bin Steuerberater, und dachte mir, so wie manche Friseure historische Scheren und Rasiermesser an die Wand hängen oder in Heurigenlokalen alte Weinpressen zu Dekorationszwecken stehen, wären für meinen Beruf doch historische Geldscheine als Kanzleischmuck passend.


Die österreichischen Staatsanleihen und Kriegsanleihen sind auch sehr dekorativ! fröhlich

Gruß Ralph



Geschrieben von RuRi am 06.03.2015 um 17:54:

 

Schön, dass sich auch mal mit Österreich etwas bewegt. Ich möchte nur anschließen, dass bei alle alten zur Kennzeichnung zugelassenen Banknoten, also ohne 25 und 200K 1918, die Daten nicht geändert wurden. Es würde zuweit führen, dies hier im Detail anzuführen. So möchte ich auch in diesem Thread wieder mal auf meinen 2011 erschienenen Österreich Spezialkatalog hinweisen. Hier im Forum vorgestellt und unter "(Österreich) Rudolf Richter Papiergeld Spezialkatalog 1759 - 2010". Umfasst die Gesamtmonarchie.
Es gibt aber auch eine verkürzte Fassung, aber auch ohne die Kassenscheine z.B., von Kodnar/Künstner, als KK Katalog im Forum vorgestellt.

Also für jeden etwas lächelnd

Grüße



Geschrieben von firmian am 06.03.2015 um 19:24:

 

Zitat:
Original von xxxepf
Zitat:
Ich bin Steuerberater, und dachte mir, so wie manche Friseure historische Scheren und Rasiermesser an die Wand hängen oder in Heurigenlokalen alte Weinpressen zu Dekorationszwecken stehen, wären für meinen Beruf doch historische Geldscheine als Kanzleischmuck passend.


Die österreichischen Staatsanleihen und Kriegsanleihen sind auch sehr dekorativ! fröhlich

Gruß Ralph


Sehe ich genauso, drum hab' ich auch eine 100-Gulden-Staatsanleihe ersteigert, und eine weitere Auktion für die 1. Kriegsanleihe von 1914 läuft noch. (Nebst einer weiteren für einen ungestempelten Tausender mit ungarischer Rückseite - ihr seht, ich werde noch zum Freak ;-))


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