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Geschrieben von dado am 12.09.2014 um 15:39:

  Militärpass 1907 bis 1919

Hallo,

hab hier einen Militärpaß aus dem 1. WK .

Kann mir jemand mit dem entziffern der Handschrift helfen?
Besonders interessiert mich an welchen Feldzügen der Herr teilgenommen hat unter Nr. 10 !
Interessant ist auch dass der Herr 8 mal Verwundet wurde! Entweder ein richtiger Glückspilz oder eben nicht tod zu kriegen.
Vielen Dank für Eure Hilfe

EDIT: Er wurde nicht 8 mal Verwundet (verletzt sondern versetzt) schämend

Gruss dado



Geschrieben von Huehnerbla am 12.09.2014 um 17:03:

 

Hallo,

die Angaben in [Klammernm] sind von mir:

code:
1:
2:
3:
4:
5:
6:
7:
8:
9:
[Versetzungen:]
1.8.14  z. 7. Komp.            Inftr. Rgt. 114      [zur 7. Kompanie / Infanterie-Regiment 114]
5.8.14  "  7.   "                "     "   i. Feld
5.10.15 "  3. Komp. Ers. Btln.   "     "   114      [zum 3. Ersatz-Bataillon / Infanterie-Regiment 114]
28.7.16 "  [?] "    I.     "     "     "   114      [zum I. Bataillon / Infanterie-Regiment 114]
1.8.16  "  I. Ers. Btln.         "     "   170      [zum I. Ersatz-Bataillon / Infanterie-Regiment 170]
4.1.17  "  2. Komp. Res.         "     "   440      [zur 2. Kompanie / Reserve-Infanterie-Regiment 440]
3.11.17 [????]                           183.I.D.   [? / 183. Infanterie-Division]
12.12.17 z. Lichtmeßtrupp 5                         [zum Lichtmeßtrupp 5]

code:
1:
21.9.09 zur Reserve entlassen

code:
1:
2:
3:
4:
5:
6:
7:
8:
9:
[Feldzüge:]
1914/17 Feldzug [????]
        Frankreich
ab 3.11.17 Kämpfe in der
Siegfriedstellung [?] 12.12.17-14.7.18
Kämpfe in der Siegfriedstellung
14.7.18 Tag d. ersten
Verwundung
weiteres s. 8.8.19!



Geschrieben von dado am 12.09.2014 um 17:08:

 

Hallo Huehnerbla,

Vielen Dank Kniefall

Gruß dado



Geschrieben von xxxepf am 12.09.2014 um 17:21:

 

Hallo,

das: 4.1.17 " 2. Komp. Res. " " 440 [zur 2. Kompanie Reserve / Infanterie Regiment 440]

müsste bedeuten: [zur 2. Kompanie / Reserve Infanterie Regiment 440]

http://de.wikipedia.org/wiki/183._Division_(Deutsches_Kaiserreich)

Ein Lichtmesstrupp gehörte zur Artillerie und gab durch Beobachtung des gegnerischen Feuers das Ziel des eigenen Beschusses vor.

Das Reserve Infanterie Regiment 440 und das Feldartillerie-Regiment Nr. 183 gehörten zur 183. Division.

Könnte die Zahl 183 sein??

Gruß Ralph



Geschrieben von Huehnerbla am 12.09.2014 um 17:48:

 

Zitat:
Original von xxxepf
Das Reserve Infanterie Regiment 440 und das Feldartillerie-Regiment Nr. 183 gehörten zur 183. Division.

Hallo,

ich habe die Daten oben entsprechend Deiner Hinweise korrigiert.
Merkwürdig ist der Wechsel von der Infanterie zur Artillerie.
Das war seinerzeit eher unüblich.



Geschrieben von xxxepf am 12.09.2014 um 18:24:

 

Wohl war verwirrt

Vielleicht konnte er das körperlich nicht mehr???
Wir wissen zu wenig von Ihm!
Nur die Körpergröße von 165 cm. motzend

Du kannst aber gut lesen. händeklatschend Siegfriedstellung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Siegfriedstellung

Und hier wurde er verwundet http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Marne_(1918)

Naja, das kann man dann alles raussuchen.

Gruß Ralph



Geschrieben von dado am 12.09.2014 um 18:33:

 

Vielen Dank an Huehnerbla und xxxepf !

Unglaublich was Ihr da raus lesen könnt händeklatschend

Sehr interessant sind solche Militärpässe alle mal.

Gruß dado



Geschrieben von xxxepf am 12.09.2014 um 18:50:

 

Hallo Davor,

das macht doch Spaß, gib mal mehr Infos:
- Geb Datum
- Dienstgrad/Beförderungen
u.s.w.

Gruß Ralph



Geschrieben von dado am 12.09.2014 um 19:00:

 

Zitat:
Original von xxxepf
Hallo Davor,

das macht doch Spaß, gib mal mehr Infos:
- Geb Datum
- Dienstgrad/Beförderungen
u.s.w.

Gruß Ralph


Gerne !

Gruss dado



Geschrieben von xxxepf am 12.09.2014 um 20:46:

 

Danke,

ich kann das zwar nur ganz schlecht lesen,
aber der Dienstgrad ist Kannonier und nicht Grenadier, also Artillerie.

2 Jahre war er beim Heer Anfang Oktober 1907 bis Ende September 1909.
Da 1887 geboren also mit 20 bis 22. Ich weiß nicht was damals üblich war. kopfkratzend
Und das interessanteste kann ich nicht lesen heulend
Kannst Du helfen Huehnerblah Kniefall Kniefall
War er Landwirth?

Gruß Ralph



Geschrieben von Ex-Forumsmitglieder am 12.09.2014 um 22:16:

 

Hallo Ralph,

Landwirth und ledig

Gruß ABCBA



Geschrieben von Huehnerbla am 12.09.2014 um 23:26:

 

Hallo,

Bild 1:

Angehörigen-Adressen des
Kanonier Jehle Franz Xaver

bei Ehefrau:
ledig

bei Eltern:
Landwirt
Jerimias
Magdalena
geb. Gamse
Schwerzen [heute Gemeinde Wutöschingen]

bei Verwandte:
Jestetten, Friedhofstr.

--------------------------

Bild 2:
Erste Spalte:
St. K. No. 5494 27/10/19
Mannschafts=Abteilung
Fußart.=Regt. 3.

Personalkarte
ist ausgestellt
v. Fußartl.
Rgt. 3 und weiter=
geleitet an
[?].[?].
Karlsruhe

Zweite Spalte:
code:
1:
2:
3:
4:
5:
6:
7:
8:
9:
10:
11:
12:
13:
14:
15:
16:
17:
18:
19:
Kam am 5.8.19 zur untenstehender
Abtlg und wurde am 7.8.19 gemäß
Verfügung des Versorgungsamtes Frankfurt/M.
v. 10.7.19 Rentenabteilung Tgb. No. J345/4550
I. b mit 75% der Vollrente v. 540 M = 405 M Jahr.
                              33.75 monatl.
         Verstümmelungszulage 27.00
         Kriegszulage         15.00
         Rentenzuschlag       33.75
                             ------
                             109.50 M m.
In Worten Einhundertneun M 50 Pfg
zahlbar ab 1.9.19 nach Schwerzen
Kreis Waldshut (Baden) aus dem
Heeresdienst entlassen.
Zuständiges Bez. Kdo. Donaueschingen.
Führung: Sehr gut
Strafen: keine
         Gelnhausen, den 27. Okt. 19.


Bild 3:
Vor- und Familienname: Franz Xaver Jehle
Geboren am 30ten Januar 1887
zu Schwerzen
Verwaltungsbezirk: Walshut
Bundesstaat: Baden
Stand oder Gewerbe: Landwirt
Religion: kath.
Ob verheiratet: ledig
Datum und Art des Eintritts:
Am 10ten Oktober 1907
als Ersatz Rekrut
Bei welchem Truppenteil: Inftr. Regt. No. 114



Geschrieben von xxxepf am 13.09.2014 um 00:08:

 

Dank Huehnerbla hat der Wehrpass nun die Geschichte von Franz Xaver Jehle preisgegeben. händeklatschend

Bei der Fußartillerie war er also gewesen und bekam nach Kriegsende so knapp 2 DKS zu 5M und 5 DKS zu 20M monatlich,
aber auch nur wegen der Verstümmelung. belehrend
Der Krieg hatte sich also so richtig gelohnt für ihn, so im Alter von 32, verstümmelt und knapp 110 M Rente mtl kopfkratzend

Ich glaube diesen Wehrpass solltest Du als Zeitdokument gut aufheben!

Gruß Ralph



Geschrieben von Huehnerbla am 13.09.2014 um 02:38:

 

Hallo,

Zitat:
Original von xxxepf
Und das interessanteste kann ich nicht lesen ...

der Schreiber war leider kein Schönschreib-Fanatiker. cool

Jedenfalls hat der sich Franz Jehle beim Lichtmeßtrupp eine schwere Verletzung eingefangen. Das ergibt sich aus der Höhe der Rente (75%) in Verbindung mit dem Rentenzuschlag (75%) und der Verstümmelungszulage (einfach). Er war also zu 75% erwerbsunfähig durch Verwundung. Das entsprach nach seinerzeitigem Recht bei einem Landwirt dem Verlust von einer Hand oder eines Fußes, eventuell auch eines ganzen Armes. Die monatliche Zahlung, die er erhielt, reichte 1919 niemals zum Leben, denn sie entsprach einer Kaufkraft von knapp über 20 Goldmark.

Da er offensichtlich anfänglich als Kanonier bei der Infanterie war, dürfte er eine Ausbildung an einem Minenwerfer gemacht haben. Im Krieg waren diese Gerätschaften durch ihr Gewicht von über 150 Kg meist nur bei Stellungskämpfen nützlich, beim Vormarsch oder beim Rückzug waren die Minenwerfer (vor allem in unwegsamem Gelände) eher hinderlich. Aus diesem Grund wurden sie immer wieder vom Feind erbeutet.



Geschrieben von xxxepf am 13.09.2014 um 10:44:

 

Vielen Dank für diese tiefgehende Erläuterung händeklatschend händeklatschend händeklatschend



Geschrieben von Huehnerbla am 13.09.2014 um 17:06:

 

Hallo,

man kann aus solchen Dokumenten noch sehr viel mehr herauslesen. Unser Franz war nicht freiwillig beim Heer, sondern wurde einberufen. Das ergibt sich aus dem Entrittsdatum (10.10.1907). Da er bereits am 21.09.1909 zur Reserve entlassen wurde, hatte er vermutlich noch Urlaub übrig und konnte deshalb vor Ablauf der zwei Jahre Dienstpflicht gehen. Die erneute Einberufung (Reservepflicht) am 01.08.1914 erfolgte nur theoretisch, praktisch begann der Einsatz als Reservist am 05.08.1914. Von da an lief seine Militärdienstzeit weiter (siehe Hinweis "i. Feld" im Militärpass). Mit Ablauf des 05.08.1919 waren seine sieben Jahre (Maximalzeit für Dienstverpflichtete im Militärdienst) vorbei und er wurde aus dem Heeresdienst entlassen. Da er als Verwundeter Rente bekam, entfiel der Dienst in der obligatorischen Landwehr. Die Verwundung selbst kann anfänglich nicht sehr schwer gewesen sein, denn ansonsten hätte er bei Verlust eines Körperteils sicher das Verwundetenbabzeichen in Schwarz erhalten. Vielmehr scheint der Verlust des Körperteils erst später Folge seiner Verletzung gewesen zu sein. Zudem ist davon auszugehen, dass er keine höhere Schulbildung hatte, ansonsten wäre er in seiner langen Dienstzeit zum Gefreiten oder Bombardier (also zur Geschützbedienung) befördert worden. So blieb er bis November 1917 einfacher Infanterist und war sehr wahrscheinlich dazu da, den Minenwerfer von A nach B zu ziehen und bei Beadarf zu reinigen (außer in den Zeiten, in denen er beim Ersatz war). Im November 1917 bekam er eine Aufgabe bei der Division und landete dann beim Lichtmesstrupp, wo er (mangels geeigneter Schulbildung) als Beobachter seinen Dienst verrichten durfte. Diese Jobs waren allerdings nicht ungefährlich, denn man musste dabei von Anhöhen, Bäumen oder Kirchtürmen den Feind beobachten ...



Geschrieben von xxxepf am 13.09.2014 um 18:07:

 

@huehnerbla

Möchtest Du diese Posts nicht nach: Vor hundert Jahren verschieben?
Jetzt, wo der Text entziffert ist, ist er dort gut plaziert.

Verletzungen waren damals sehr kritisch. Zwar hatte Wilhelm Konrad Röntgen angesichts des Krieges auf alle Schutzrechte an seiner Entdeckung/Erfindung verzichtet, aber Antibiotika gab es noch lange nicht und vielen Infektionskrankheiten stand man völlig hilflos gegenüber, namentlich dem Wundstarrkrampf, dem viele auch leicht verletzte Soldaten zum Opfer fielen.



Geschrieben von Huehnerbla am 13.09.2014 um 19:05:

 

Hallo,

ich habe mal einen eigenen Thread daraus gemacht.



Geschrieben von xxxepf am 14.09.2014 um 17:31:

 

Danke, das ist noch besser lächelnd


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