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Geschrieben von Ex-Forumsmitglieder am 22.11.2004 um 10:38:

  Postsparbuch von 1944 aus dem Memelgebiet

Ich habe mal an unsere Spezialisten eine Frage. Ich habe ein Postsparbuch von 1944 aus dem Memelgebiet.

Auf den letzten Seiten konnte man sich ein neues Postsparbuch bestellen,bei einem verbrauchten oder verdorbenen....Originaltext.... gross grinsend

Diesen Antrag mußte man nach Wien senden. Warum nach Wien...??!! War dort der Hauptsitz der Post im 3.Reich....!!?? Ich kann mir persönlich keinen Reim darauf bilden.

Ihr habt sicherlich die passende Antwort parat.....!!?? fragend


Gruss
Matthias



Geschrieben von nick1k am 22.11.2004 um 11:32:

  RE: Postsparbuch von 1944 aus dem Memelgebiet

Hi Matthias lächelnd
ich bin soweit fündig geworden, als das die österreichische Postsparkasse als österreichisches Kreditinstitut anno 1883 nach britischen Vorbild in Wien als " k. k. Postsparcassen-Amt" durch G. Coch gegründet worden ist, das 1926 in "Österreichische Postsparkasse" umbenannt wurde.

Zitat:
...mit dem Ziel, den Spargedanken breiten Bevölkerungskreisen nahezubringen, wobei die Postämter als Ein- und Auszahlungsstellen fungierten. 1887 erfolgte die Einführung des Postscheckverkehrs (erster bargeldloser Zahlungsverkehr, von G. Coch entwickelt).

Unter §2 (3) der Postsparkassenordnung, die auch in Deinem Postsparbuch abgedruckt sein müßte, steht folgendes:

Die Postsparkonten werden beim Postsparkassenamt in Wien geführt.

Von 1938 - 1945 war sie der Reichspostsparkasse eingegliedert. Es sieht so aus, das die Verwaltung tatsächlich von Wien aus geführt wurde. Viel habe ich dazu allerdings nicht gefunden, da die österreichischen Webseiten diese Zeit erstaunlich kurz abhandeln... augenzwinkernd

Einen kleines Video zum Hauptgebäudes der Österreichischen Postsparkasse AG in Wien kann ich Dir hier bieten. (Man beachte die link-Adresse augenzwinkernd )

Oder etwas ausführlicher in Bildern hier

Grüße lächelnd kopfkratzend
nick1k



Geschrieben von Huehnerbla am 22.11.2004 um 15:06:

  RE: Postsparbuch von 1944 aus dem Memelgebiet

Zitat:
Original von nick1k
Es sieht so aus, das die Verwaltung tatsächlich von Wien aus geführt wurde.


Die Postsparkassenordnung, die hier Anwendung fand, stammt vom 1. Januar 1939.
http://dokumente.banknotesworld.com/details.php?image_id=337
http://dokumente.banknotesworld.com/details.php?image_id=338
http://dokumente.banknotesworld.com/details.php?image_id=339

Mit der Eingliederung Österreichs ins Deutsche Reich wurde das 1883 gegründete Postsparkassenamt Wien aufgelöst. Der Besitz mit samt der Mitarbeiter wurde in die Deutschen Reichspost eingegliedert. Zum Jahresanfang 1939 trat dann die neue Postsparkassenordnung in Kraft. Diese ermöglichte es erst, dass im alten Deutschen Reich Postsparbücher ausgegeben werden konnten. Alle Konten wurden zentral in Wien geführt. Die Postsparkassenämter München und Hamburg wurden erst nach dem 2. Weltkrieg gegründet.



Geschrieben von AEIOU am 22.11.2004 um 17:43:

  RE: Postsparbuch von 1944 aus dem Memelgebiet

Zitat:
Original von nick1k
Man beachte die link-Adresse


Nönönö, ich wars nicht! *schwör*

Aber ansonsten solltet ihr mit der alten Post recht haben, denn ich kenne vor WK II keine anderen Postsparbücher als die aus Österreich.

Wie könnte man das erklären? kopfkratzend Keine Ahnung ob das war ist, aber ich denke mal die Infrastruktur in Monarchie-Österreich war ja bekanntermaßen unter aller Sau und wenn ich an die Kronländer denke gabs sicher nur wenige Sparkassen, Banken u.ä. dort, aber dafür in jedem Kaff ein eigenes Postamt (immerhin über 4.000!!!). Die Versorgungslage mit Sparinstituten bei euch Deutschen war dagegen immer ausreichend ... ich sag nur Friedrich Wilhelm Raiffeisen, wo der Mann bereits Jahrzehnte vorher Darlehenskassenvereine bei euch gründen ließ und vermutlich gar kein Bedarf an Postsparkassen bestand. Erst als sich die Nazis den Lebensraum im infrastrukturell schwachen Osten erträumten, war der Bedarf und gleichzeitig Anlass für ein funktionierendes PSK-System gegeben. Also bediente man sich kurzerhand dem Ösi Know-How und ließ die Konten zentral verwalten ... heute würde man das vermutlich CoC, Center of Competence, im Neudeutsch nennen .....

Übrigens auch meine überall im DR gültigen Rückzahlungs- und Kündigungsscheine i.d. Galerie weisen Wien I als Adresse auf.

Liebe Grüße aus Wien XX! gross grinsend



Geschrieben von Ex-Forumsmitglieder am 22.11.2004 um 19:09:

 

Hier kann man nicht nur über Banknoten was lernen, nein, die Geschichte kommt auch nicht zu kurz. gross grinsend

Vielen Dank für Eure Ausführungen und den Link's. Wir würden in der PISA Studie bestimmt besser abschneiden...... gross grinsend


Danke und Gruss

Matthias


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